Workshops sind eine Bereicherung für den Berufsalltag. Aus der Routine und aus eingerosteten Denkmustern ausbrechen, Geschäftspartner:innen und Kolleg:innen auch auf menschlicher Ebene (neu) kennenlernen, fokussiert an Problemlösungen arbeiten. Der Großteil der Workshop-Konzepte hat dabei eines gemein: die körperliche (und natürlich mentale) Anwesenheit der Beteiligten.
Wie geht man in Zeiten von flächendeckendem Homeoffice also das Thema Workshops an? Wir mussten uns das frühzeitig überlegen. Diese Woche sollte im Zuge unseres internen Weiterbildungsprogramms CAMAO OPEN eigentlich der „Blitzdesigner“ und Blogger Christopher Henke für einen Workshop zum Thema Sketchnote bei uns zu Gast sein. Nachdem wir alle unsere Mitarbeitenden letzte Woche zum Arbeiten nach Hause geschickt haben, mussten wir uns entscheiden: absagen, verschieben, anpassen?
Absagen kann man in letzter Instanz immer noch, verschieben ist in der aktuellen Situation zu ungewiss und das Beste aus den Möglichkeiten machen sowieso mehr unser Ding. Wir beschlossen kurzerhand, den Workshop per Videokonferenz durchzuführen. Mit der Software dafür kennen wir uns dank langjährigem standortübergreifendem Arbeiten schon bestens aus. Da Christopher extern ist, benutzten wir Zoom. Intern können wir auf Microsoft Teams für kleinere Gruppen zurückgreifen (Nachtrag der Redaktion: Externe Meetings gehen mittlerweile auch bei Teams). Vergleichbare Produkte wären z. B. Slack oder Google Hangouts.
Unsere erste Aufgabe war es, ein Selbstportrait zu zeichnen. Dafür bekamen wir kleine Hilfestellungen, wie z. B. verschiedene Haartypen oder Nasen schnell und einfach skizziert werden können.
Keine Materialschlacht notwendig … oder?
Verschiedene Workshop-Arten lassen sich verschieden gut auf ein „Remote-Modell“ übertragen. Klingt banal, sollte man sich aber ins Gedächtnis rufen, bevor man die Dinge übers Knie bricht. Mit dem Thema Sketchnote hatten wir einen sehr dankbaren Fall. Sketchnotes sind im Grunde Notizen, bei denen man Text mit kleinen Zeichnungen kombiniert. Das steckt auch schon im Namen, der sich aus den englischen Wörtern für Skizze und Notiz zusammensetzt. Bei uns konnte jeder Teilnehmer zuhause ganz einfach die Übungen mitmachen – Blatt Papier und funktionierende Stifte vorausgesetzt.
Workshop-Renner wie Whiteboards, Flipcharts und Post-ist die besonders bei gemeinsamer Ideation wichtig sind, findet man jedoch nicht standardmäßig in der Toolbox von Videokonferenz-Softwares. Abhilfe schaffen da zahllose Anbieter, vom ganz einfachen webwhiteboard bis hin zu Enterprise Lösungen von z. B. Microsoft.
Einfache Elemente nutzen und sie miteinander kombinieren regt die grauen Zellen an und sorgt für den bekannten „Sketchnote-Look“. Schon mit simplen geometrischen Formen lässt sich eine Menge anstellen.
Abhilfe gegen Ablenkung
Bei einem normalen Workshop ist man räumlich isoliert. Es gibt möglichst wenig Ablenkungen, sodass sich alle gut auf das Thema einlassen können. Wenn alle Teilnehmenden im Homeoffice sind, kann man diese Atmosphäre nicht gewährleisten. Benachrichtigungen ploppen auf, Kinder brauchen Aufmerksamkeit und, und, und. Man verliert einfach schneller den Fokus.
Umso wichtiger ist es, dem Workshop eine klare, nachvollziehbare Struktur zu geben und ihn interaktiv zu gestalten. Während ersteres auch per Videokonferenz einfach möglich ist, muss man bei Punkt #2 etwas Kreativität zeigen. In unserem Sketchnote-Workshop hat Christopher einen tollen Job geleistet. Er hat uns sehr früh nützliche Kniffe zum Skizzieren von Menschen, Kombinieren von Objekten oder Strukturieren von kleinen Stories an die Hand gegeben, mit denen wir unsere ersten Gehversuche wagen konnten.
Manchmal muss man Information auch ganz klassisch in Worten festhalten. Damit das nicht langweilig wird, hat uns Christopher verschiedene Techniken zur analogen Textauszeichnung gezeigt.
Workshops als soziales Event
Die soziale Komponente eines Workshops ist online ebenfalls eine andere. Unsere Kommunikation ist übers Web weniger facettenreich; Körperhaltung und Co. können nicht beurteilt werden. Das kann die Zusammenarbeit weniger dynamisch machen. Hier ist auch die Workshop-Leitung gefragt, die Teilnehmer zu ermutigen, ihren Input mitzuteilen und Hemmnisse abzubauen.
Natürlich sind von Natur aus engagierte Teilnehmende ebenfalls eine große Hilfe. Wenn einzelne in der für einen Workshop ungewohnten Umgebung ihre – freilich nicht perfekten – Ergebnisse präsentieren, kann das helfen, das Eis zu brechen. Man kann die entspanne Atmosphäre eines Workshops online vielleicht nicht komplett replizieren, aber zu einem Teil ist es tatsächlich bloß Gewöhnungssache.
In unserem Workshop ist auch kein Meister vom Himmel gefallen, aber alle hatten großen Spaß daran, Christophers Tipps in der Praxis auszuprobieren und sich kreativ auszutoben.
Eine besondere Stärke von Sketchnotes ist, dass man auch komplexe Zusammenhänge durch die Kombination von Bild und Schrift verständlich darstellen kann. Mit ein wenig Übung, versteht sich.
Aus der Not eine Tugend machen
Insgesamt waren wir echt beeindruckt, wie gut der Workshop auch ohne persönlichen Kontakt funktioniert hat. Die Hartnäckigkeit hat sich also bezahlt gemacht. Und auch wenn wir die klassische Variante dem Online-Workshop wohl immer vorziehen würden, ist es ein wertvolles Asset in unserem Methodenkoffer für die nächsten Wochen.
Zum Abschluss haben wir noch eine kleine Checkliste für euch. Vielleicht hilft sie euch ja dabei, Online-Workshops auch für euch nutzbar zu machen. Wenn ihr noch mehr Fragen habt, sind wir unter hello@camao.one immer für euch erreichbar.
P.S.: Ein paar mehr Ergebnisse aus dem Workshop gibt’s natürlich auch noch! ⬇️
Checkliste für Workshops aus dem Homeoffice
- Wie lassen sich haptische Bestandteile des Workshops auf die Online-Welt übertragen?
- Welche Tools gibt es dafür und haben die Teilnehmer Zugriff darauf (auch aus dem Heim-Netzwerk)?
- Wie hoch ist der Betreuungsgrad für die Workshop-Teilnehmer?
- Wenn davon auszugehen ist, dass der Workshop-Leiter die Teilnehmer viel im „1on1“ anleiten muss, kann das ein Problem darstellen.
- Gibt es dafür praktikable Lösungsansätze z. B. eine zeitliche Staffelung von 30 Minuten Gruppen-Call, 30 Minuten Einzel- oder Kleingruppenarbeit mit bedarfsorientierter Betreuung und wieder 30 Minuten Gruppen-Call zum Abschluss?
- Wurde die benötigte Software-Palette (Videokonferenz, Online-Kollaboration etc.) vorher getestet?
- Wurde die benötigte Hardware getestet? Am wichtigsten sind hier wohl Mikrofon und Kamera.
- Wurde klar kommuniziert, was die Teilnehmer für den Workshop an Material brauchen?
- Und bei bestimmter Software diese und grundlegende Schritte zur Benutzung zur Verfügung gestellt?